Die Zähmung der Heulboje - Medion/Aldi 2 GHz-Rechner leiser machen

Übersicht

Um den Rechner erheblich leiser zu machen, genügt es, in die Zuleitung des CPU-Lüfters (und am besten auch in die des Grafikprozessorlüfters) eine Zenerdiode zu schalten. Dass dieses Verfahren nicht nur funktioniert, sondern auch sicher ist, habe ich mit aufwendigen Messungen nachgewiesen. Kaum 2°C wird die CPU wärmer!

Denkt daran: Natürlich geht die Garantie des Rechners flöten. Und natürlich übernehme ich keine Garantie für Fehler bei der Umrüstung, noch nicht mal für meine eigenen!

Der Effekt der Aktion lässt sich ganz gut dadurch ausprobieren, dass der oder die Lüfter mal kurz angehalten werden (keine Angst, das schadet nichts). Was dann bei offenem Deckel noch hörbar bleibt, ist ungefähr genauso viel, wie das, was nachher bei geschlossenem Deckel zu hören ist.

Aktuell:

Ich habe zufällig eine ganze Reihe Zenerdioden abzugeben. Näheres hier.

Erstellt: 28.04.02, aktualisiert am 02.05.02

Im Vergleich zu meinem 900er von Aldi war der Neue wirklich unzumutbar laut. Es hat einfach genervt, damit zu arbeiten. Nun gebe ich mich üblicherweise mit so einer Erkenntnis nicht einfach zufrieden, sondern suche nach Abhilfe.

Zunächst im c't-Forum. Im Wesentlichen waren da Tipps, einen leiseren CPU-Lüfter oder von Conrad eine Lüfterregelung zu verwenden und weitere Schalldämmmaßnahmen zu ergreifen. Ich fand das alles nicht sehr befriedigend.

  1. Leiserer Lüfter: Der CPU-Lüfter, der wirklich mit Abstand die meisten Geräusche macht, ist ein 70 mm-Typ. So etwas gibt es m. E. praktisch nicht zu kaufen. Und wenn schon ein leiserer Lüfter: Er wird sicherlich weniger Luftleistung haben - würde das der Prozessor vertragen?
  2. Häufig liest man dann: Einen Pabst-Lüfter einsetzen, und dann wird alles gut. Nicht nur, dass Pabst keine 70 mm-Lüfter hat - in der Regel gibt es von jeder Bauform mehrere, unterschiedlich laute und leistungsfähige Varianten. Also welchen?
  3. Lüfterregelung von Conrad: War mir einfach zu teuer. Mittlerweile habe ich drei Lüfter "beruhigt", das wäre gleich 3 x so teuer geworden.
  4. Weitere Schalldämmmaßnahmen: Da nach meinem Geschmack nur der CPU-Lüfter zu laut war und in anderen Geräten es auch so geht, sollte es auch hier so gehen. Solche Schalldämmsets sind auch nicht billig.

Meine Lösung:

Der (in meinem Rechner) eingesetzte Lüfter ist ein HF0712HB von Delta Electronics. Er ist das zweitstärkste (und -lauteste) Modell seiner Baureihe. Allerdings ist der eingesetzte Lüfter nicht ganz identisch mit dem Datenblatt: Er hat drei Anschlüsse. Der dritte (blau) ist ein Open-Collector-Ausgang zur Drehzahlkontrolle.

Nix neu kaufen: Aus dem vorhandenen Lüfter einen leiseren (und schwächeren) machen!

Wenn es schon leisere und damit auch schwächere Lüfter von einer Bauform gibt, dürften sich diese ausschließlich durch die Drehzahl unterscheiden. Statt einen neuen Lüfter für viel Geld zu kaufen, sollte mit reduzierter Betriebsspannung und dadurch reduzierter Drehzahl die gleiche Leistung bei gleicher Geräuschentwicklung wie bei den schwächeren Modellen zu erreichen sein.

Da stellt sich natürlich die Frage: Kann die CPU zu heiß werden, wenn die Lüfterleistung reduziert wird? Jetzt wird gemessen. Das kann ich gut. Ein Ni-Cr-Ni-Fühler ganz tief in eine Kehle in der Mitte des Kühlkörpers mit Schaumstoff geklemmt, so dass der Kontakt zur Oberfläche gut ist, andererseits der Fühler auch nicht durch den Luftstrom gekühlt werden kann.

  1. Messung: Rechner aus: Thermometer zeigt 28°C (War wirklich unangenehm den Tag in meiner Bude)
  2. Messung: Rechner an, warten, warten, warten ... Thermometer kommt kaum über 29°C. Kann doch nicht wahr sein!
  3. Fühlen: Fühlt sich genauso an, wie gemessen. Messung also plausibel.
  4. Verdacht: CPU nimmt in Ruhe nix auf. POV-Ray (Ray-Tracing Renderer) aufgespielt und gestartet: Aha! Temperatur steigt um ca. 10°C!
  5. Spannung am Lüfter auf 7 V reduziert: Temperatur steigt um weitere ca. 1 - 2°C. So wenig?
  6. Mehrfach nachgemessen und gefühlt: Stimmt!

So einen geringen Unterschied zu bestimmen ist nicht ganz einfach. Wenn nur jemand zur Tür 'reinkommt, ändert sich die Raumtemperatur in ähnlichem Maße. Das waren schon ein paar Stunden Messungen und Optimierungen.

Fazit: Warum ist da bloß dieser völlig überdimensionierte Lüfter 'drin?

Ein richtig heftig blasender Lüfter bringt herzlich wenig. Der gemessene Temperaturanstieg dürfte sehr weitgehend auch in der CPU gelten, und 1 bis 2°C mehr sind wirklich vernachlässigbar. 7 V für den 12 V-Lüfter sind absolut ausreichend. Und der Lüfter wird in weit höherem Maße leise, als es die Zahlen vermuten lassen.

Ein temperaturgeregelter Lüfter ergibt offensichtlich auch nicht viel Sinn: Im Leerlauf der CPU sollte er langsam laufen, und wenn die CPU loslegt, kann er bei Vollgas auch gerade mal ein oder zwei Grad besser kühlen.

Weil das so gut ging, gleich noch ein Versuch mit dem Grafikprozessorlüfter, der jetzt das lauteste Teil im Rechner ist. Er wird im Normalbetrieb wenige Grad wärmer als die Umgebung, und bei reduzierter Lüfterleistung steigert sich das auch kaum. Also versuche ich, dem Grafikprozessor Beine zu machen: Um ca. 15°C steigt die Temperatur mit der NVidia-Demo, die meinem alten Rechner beilag, und um weitere ganze ca. 2°C mehr bei 7 V Lüfterspannung. Da habe ich weiß Gott auch kein schlechtes Gewissen mit der verringerten Lüfterleistung!

Bei der Gelegenheit habe ich noch die Leistungsaufnahme des Rechners gemessen:

Wenn jemand andere Software kennt, die der CPU oder dem Grafikprozessor noch mehr Dampf macht: Mailt es mir, ich würde es gerne erfahren!

Und warum ist nun dieser überdimensionierte Lüfter 'drin? Also, ich denke, der dafür Verantwortliche hat sich gedacht: "Viel hilft viel" und: "Der starke Lüfter kostet genauso viel wie der schlappe" und: "Soll mir keiner vorwerfen können, ich hätte zu wenig für die Kühlung getan" und: "Der Krach ist nicht mein Problem". Hätte besser nicht denken, sondern nachdenken sollen.

Der Umbau: Nur eine Zenerdiode (oder zwei)!

Achtung: Nicht den Kühlkörper ausbauen! Die Wärmeleitung zwischen CPU und Kühlkörper wird sonst danach schlechter sein!

Wenn überhaupt, dann nur den Lüfter vom Kühlkörper abnehmen. Dazu werden die beiden ca. 1,5 cm breiten "Krallen" aus schwarzem Plastik, die kaum zu erkennen sind und den Lüfter auf dem Kühlkörper halten, etwas zur Seite gebogen, bis der Lüfter sich abnehmen lässt.

Was bei einem P4 passiert, wenn die Lüftung ganz ausfällt, ist hier auf den Seiten von Toms Hardware Guide sehr gut beschrieben: Fast nichts. Nur der Takt wird 'runtergeschaltet, so dass der Prozessor nicht nur überlebt, sondern sogar weiter arbeitet.

Die einfachste Lösung:

Es reicht, eine 4,7 V Zenerdiode in die rote (innere) Zuleitung zu legen. Die Kathode (der schwarze Ring der Diode) zeigt zum Stecker, an den Pluspol der Stromversorgung. Die Stromaufnahme liegt bei 100 mA, also eine 1 W-Zenerdiode sollte es schon sein, z. B. ZPY 4,7. Mit einem (Schrumpf-)Schlauch darüber wird die Gefahr eines Kurzschlusses bei Berührung mit anderen Teilen gebannt. Nehmt bloß kein Isolier- oder sonstiges Klebeband.

Aufpassen: Die Diode richtig herum einbauen! Wenn sie falsch gepolt wird, läuft der Lüfter mit fast der selben Geschwindigkeit wie vorher - aber es geht wenigstens nichts dabei kaputt.

Zenerdiode vorbereitet
Zuerst die Kabel abisolieren und die Anschlussbeinchen der Zenerdiode kürzen.

Zenerdiode angelötet
Die Zenerdiode in die Leitung löten (Lötstellen nicht zu dick, sonst passt der Schrumpfschlauch nicht mehr).

Zenerdiode eingeschrumpft

Schrumpfschlauch auf jeder Seite einen knappen cm überstehend zuschneiden, darüberschieben und schrumpfen (ein paar cm über einem ständig bewegten Feuerzeug oder - mit viel Geduld - über dem heißen Lötkolben). Am besten, vorher proben, denn die billigen Schrumpfschläuche neigen dazu, an den Enden anzufangen zu brennen. (Nicht gefährlich, nur hässlich.)

Wenn es irgendwelche Probleme bei oder nach der Umrüstung geben sollte, sagt mir Bescheid. Vielleicht kann ich hier weitere Hinweise veröffentlichen, damit Andere diese Probleme gar nicht erst nicht bekommen.

Material:

  • Zenerdiode 4,7 V, 1 W (z. B. ZPY4,7, ZD4,7, BZX29C4V7, BZX85C4V7, BZY92C4V7, BZY95C4V7, BZY96C4V7, BZX97C4V7) z. B. Conrad 18 05 64, pro Stück 0,26 Euro
  • Schrumpfschlauch, möglichst 3,2 mm Innendurchmesser vor der Schrumpfung, z. B. Conrad 53 12 51, 1 Meter 1,12 Euro

Der Zufall will es, dass ich eine größere Menge von genau den Zenerdioden (ZPY4,7), die ich hier empfehle, gefunden habe, nachdem ich diesen Artikel geschrieben hatte. Sie sind schon etwas älter und für eine reguläre Produktion nicht mehr verwendbar - abgesehen davon, dass ich keinen Käufer dafür hätte. Schickt mir einen selbstadressierten Freiumschlag (also einen Umschlag, der frankiert ist und an Euch selber adressiert ist und der in einen weiteren Umschlag gesteckt wird, der an mich frankiert und adressiert ist), zu, und ich packe eine oder auf besonderen Wunsch auch zwei Dioden ein. Für Hin- und Rückporto reichen je 56 Cent. Die Dioden sollen nichts kosten. Ich mache das als Hobby - Geld verdiene ich auf andere Weise effektiver. Ich will nur möglichst wenig Arbeit mit dem Versand haben. (Wenn freilich eine Briefmarke zu viel im Umschlag ist, schicke ich die nicht mit zurück ;-). Und ich hoffe, dass niemand auf die Idee kommt, einen ganzen Computerclub umzurüsten. Also keine Massenbestellungen - und zunächst nur so lange der Vorrat reicht! Meine Adresse verrate ich aber erst auf eine Mail-Anfrage, in der Ihr auch bitte Eure Adresse mitteilt, die auch dem Rückumschlag stehen sollte!

Aufwändiger und sicherer: Durch die verringerte Betriebsspannung hat der Lüfter natürlich weniger Kraft beim Anlauf als normalerweise. (Das dürfte allerdings auch für die ohnehin schwächeren Versionen gelten.) Deshalb habe ich die folgende Schaltung gewählt, die beim Einschalten dem Lüfter kurzzeitig mehr Anlaufspannung zu Verfügung stellt:

Der Transistor darf fast beliebig sein: BD135, 7, 9, BD237, 9 und noch viele andere mehr. Es müssen auch nicht genau 18 kOhm sein. Irgendwas in der Nähe ist gut. Bei meiner Ausführung hätte ich aber besser die kleinere Bauform 0204 verwenden sollen. Der Elko sollte nicht kleiner als 100 uF sein. Ich hatte so schöne kleine 220er. Über die Zenerdiode fällt übrigens wegen des geringen Stroms deutlich weniger als 4,7 V ab. Das mit den 7 V kommt daher schon hin.

Die Bilder sind von meinem dritten umgerüsteten Lüfter (für den 900er-Aldi) gemacht. Dort ist die Drehzahlfühlerleitung gelb statt blau. Auch diese Schaltung habe ich in einen passenden Schrumpfschlauch gesteckt.

Dennoch: M. E. reicht die einfache Zenerdiode und garantiert völlig ausreichende Betriebssicherheit! Nachdem ich gerade vom P4-Verhalten bei Lüfterausfall erfahren habe, sind bei mir auch die geringsten Zweifel ausgeräumt. Hätte ich das vorher gewusst, hätte ich auch nur die einfache Lösung genommen.

Durch die geringere Drehzahl dürfte sich die Lebensdauer der Lüfter im Übrigen noch beträchtlich erhöhen und der Rechner verstaubt innen auch weniger.

Nun ist Ruhe.

Zwei Rechner stehen jetzt einträglich nebeneinander, einer so leise wir der andere. Sogar der alte 900er ist jetzt leiser, obwohl ich doch immer damit zufrieden war. Mit dem Restgeräusch kann ich wirklich gut leben. Die Platten und Netzteillüfter sind von Haus aus schon sehr leise, CD und DVD laufen bei mir, wenn überhaupt, dann immer nur sehr kurz - Herz, was willst du mehr?

Nun noch die übliche Bitte: Natürlich interessiert es mich, wie oft jemand diesen Umbau versucht, oder es wenigstens versuchen will, und wie er mit dem Ergebnis zufrieden ist. Ich freue mich über jeden, der mir eine kurze Mail schreibt.

 Uwe Beis

 Seitenanfang

 Home